12. Juni 2020 / Aktuelles aus der Stadt

Aktuelle Informationen zur Corona-Situation in Dortmund und zum Ausbruch im Klinikum Mitte

Hintergründe zu "Ausbrüchen" in Krankenhäusern

In einer Pressekonferenz am 12. Juni 2020 nahmen Krisenstabsleiterin Birgit Zoerner, Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken, Prof. Dr. Thomas Schwenzer, stellvertretender Ärztlicher Direktor Klinikum Dortmund und Dr. Frank Hünger, Leiter Institut für Krankenhaushygiene Klinikum Dortmund Stellung zur aktuellen Corona-Lage und zum Ausbruch im Klinikum Mitte.

Im Zusammenhang mit den weiteren Lockerungen im Rahmen der Coronaschutzverordnung, die ab kommenden Montag, 15. Juni 2020, etwa private Feiern bis 50 Personen zulässt, erklärte Birgit Zoerner, Geschwindigkeit dürfe nicht das höchste Ziel sein: "Mir sind die verschiedenen Lockerungsschritte zu schnell gegangen. Zentral sollten weiterhin die Belange des Infektionsschutzes sein. Die Lockerungen müssen in einem Tempo ablaufen, dass der Infektionsschutz noch vernünftig hinterher kommen kann." Zoerner betonte einmal mehr die besondere Situation einer Pandemie. So mache die Vielzahl der Lockerungen die Situation gerade an "sensiblen Orten" wie Krankenhäusern und Senior*innenheimen nicht einfacher.

Gleichwohl habe man die Situation in Dortmund weiter im Griff, woran auch die derzeit steigenden Infektionszahlen nichts änderten. Im Ranking mit den zehn größten Städten Nordrhein-Westfalens stehe Dortmund mit derzeit 134,4 Infizierten pro 100.000 Einwohner und sechs im Zusammenhang mit Covid-19 Verstorbenen vergleichsweise gut da. "Das zeigt, dass viele Menschen hier eine sehr gute Arbeit gemacht haben. Alle machen ihre Hausaufgaben." Entsprechend habe man die sogenannten Ausbrüche wie jüngst im Klinikum Dortmund inzwischen "gut unter Kontrolle"

Hintergründe zu "Ausbrüchen" in Krankenhäusern
Die Häufung der Corona-Infekte mit mehreren infektiösen Patient*innen und mehreren Infektionsfällen beim Personal, wie etwa derzeit im Klinikum Dortmund, ist ein sogenannter Ausbruch. Dr. Frank Renken sprach in diesem Rahmen von einem zeitlich zusammenhängendem Geschehen und schickte seinen Ausführungen die Definition von "Ausbruch" voraus: "Wenn wir mehrere gleichartige Erkrankungen an einem Ort haben, definieren wir das als Ausbruch. Das Infektionsgeschehen halten wir für unter Kontrolle."

Bis zum Mittwoch, 10. Juni, waren 799 Covid-19-Infektionen in Dortmund gemeldet worden. Am Donnerstag, 11. Juni, sind weitere neun Fälle hinzugekommen. Die neu gemeldeten Fälle wurden im Rahmen von Umgebungsuntersuchungen bereits bekannter Erkrankungsfälle gefunden. Wie bereits mitgeteilt, war am 9. Juni ein 89-jähriger Mann im St. Josefs-Hospital verstorben.

Hintergrund: Der Mann lebte im Wohnstift auf der Kronenburg. Ein weiterer Bewohner der Einrichtung wird noch stationär im St. Josefs-Hospital behandelt und war dort am 9. Juni positiv getestet worden. Das war Anlass für umfangreiche Untersuchungen von Patient*innen und Personal im Seniorenheim und im St. Josefs-Hospital.

Im Seniorenheim wurden 77 Personen (32 Bewohner*innen, 45 Mitarbeiter*innen) getestet, die als Kontaktpersonen ermittelt wurden. Heute kamen die noch fehlenden Ergebnisse. Es kam ein positiver Fall hinzu. Somit wurden insgesamt sechs positive Ergebnisse (ein*e Mitarbeiter*in und fünf Bewohner*innen) festgestellt. Das Gesundheitsamt hat die erforderlichen Quarantänemaßnahmen veranlasst. Neuaufnahmen in die Einrichtung dürfen zurzeit nicht durchgeführt werden. Für den Wohnbereich gelten besondere Hygienemaßnahmen und für das Wohnstift wurde ein Besuchsverbot ausgesprochen.

Im St. Josefs-Hospital wurden zwischenzeitlich 160 Tests für Personal und Patient*innen veranlasst. Auch hier liegen jetzt die Ergebnisse noch ausstehender Untersuchungen vor. Es ist kein weiterer positiver Fall hinzugekommen; es bleibt somit bei vier positiven Fällen. Alle Betroffenen stehen unter Quarantäne. Die betroffenen Stationen sind für Neuaufnahmen gesperrt. Die Patientenversorgung ist dadurch nicht beeinträchtigt.

Als Konsequenz aus dieser Häufung wird nun auch im St. Josefs-Hospital ein Aufnahmescreening durchgeführt. Weitere Hygienemaßnahmen und Testungen wurden zwischen Gesundheitsaufsicht und Ärztlicher Leitung des Krankenhauses abgestimmt. "Wir haben die notwendigen Maßnahmen getroffen und hoffen nun, eine weitere Ausbreitung sowohl im St. Josefs-Hospital als auch im Wohnstift auf der Kronenburg verhindern zu können", sagt Dr. Frank Renken, Leiter des Dortmunder Gesundheitsamtes.

Abstrichstellen niedergelassener Ärzt*innen
Dr. Renken nahm auch Stellung zur geplanten Schließung des Corona-Behandlungszentrums der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) am Klinikzentrum Nord zum 15. Juni: "Dieser Beschluss ist natürlich schon etwas älter", erklärt er: "Er resultiert noch aus der Zeit, als immer weniger Patient*innen zum Behandlungszentrum gekommen sind, zum Schluss etwa 15 am Tag." Zeitlich fielen die beiden Situationen – Entscheidungsprozesse zur Schließung und steigendes Infektionsgeschehen – unglücklich zusammen. Die Situation werde in ihrer Gesamtheit genau beobachtet werden. Sollte sich die Lage wieder verschärfen, würden auch die Anlaufstellen zur Testung wieder hochfahren.

Der Gesundheitsamtsleiter verwies außerdem auf folgende niedergelassene Ärzt*innen, die Corona-Abstriche durchführen:

  • Dr. Prosper Rodewyk (Hörde)
  • Dr. Jörg Mehler (Hombruch)
  • Dr. Michael Hausmann (Hombruch)
  • Hans-Joachim Strathmann (Husen und Hostedde)

Gute Zusammenarbeit
Prof. Dr. Thomas Schwenzer lobte im Anschluss die gute Zusammenarbeit zwischen den Dortmunder Krankenhäusern und dem Gesundheitsamt von Beginn der Corona-Lage an. Auch allen Mediziner*innen am Klinikum, die sich intensiv mit der Situation Tag für Tag beschäftigt haben und es noch tun "war klar, dass mit den Lockerungen die Infektionszahlen wieder steigen würden." Etwa ginge ein gewisses Gefährdungspotenzial von Notfallpatient*innen aus, von denen Ärzt*innen und Pfleger*innen zunächst nicht wissen, ob die betreffende Person infiziert ist oder nicht.

Außerdem erklärte Prof. Dr. Schwenzer, dass seit mehr als einer Woche innerhalb des Klinikums keine weiteren Ansteckungsfälle mehr zu verzeichnen seien. Seit einiger Zeit würden Routineabstriche im Klinikum gemacht: "Wir führen bei allen Aufnahmen einen Covid-19-Abstrich durch." Dennoch müsse klar sein, dass das eine Momentaufnahme sei. Die Inkubationszeit betrüge fünf bis acht Tage. Die recht geringe Todeszahl in Dortmund führt Prof. Dr. Schwenzer auf die "exquisite Beschäftigtenausstattung und der Qualität der medizinischen Versorgung" zurück.

Früh auf Covid-19-Ausbruch vorbereitet
Dr. Frank Hünger sagte, man habe in seinem Haus schon früh dafür gesorgt, selbstständig Testungen durchführen zu können. So habe man den Ausbruch von Covid-19 lange vor dem Auftreten des Virus in Deutschland erwartet und sich entsprechend vorbereitet. Entscheidend sei im Falle eines Ausbruchs der Faktor Zeit. Entsprechend schnell wurde auch im Kontext der 15 an Covid-19 erkrankten Personen im Klinikum Dortmund reagiert. Hünger verwies darauf, dass selbst an einem vergleichsweise sicheren Ort wie einem Krankenhaus mit den besten Sicherheitsstandards Ansteckungen mit Covid-19 nicht vollständig auszuschließen seien. "Zur medizinischen Betreuung gehört eben auch der intensive menschliche Kontakt", erklärte Hünger gerade im Zusammenhang der Betreuung von Notfallpatient*innen.

Hünger äußerte sich ebenfalls zu Anzahl und Ergebnissen der vom 29. Mai bis zum 12. Juni im Klinikum auf Covid-19 untersuchten Personen. So wurden in diesem Zeitraum 2.682 Personen untersucht, davon waren 31 Testungen positiv. Unter den getesteten Personen waren 451 Mitarbeiter*innen, unter den 15 Erkrankten sind 10 Mitarbeiter*innen und fünf Patient*innen.

Quelle: dortmund.de | nachrichten

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