29. Mai 2020 / Aktuelles aus der Stadt

Coronavirus: App "Gesa" erleichtert Kontakt zwischen Gesundheitsamt und Patient*innen in Quarantäne

Maternas Beitrag zum Gemeinwohl

Wer an Covid-19 erkrankt oder Kontakt zu Infizierten hatte, muss in häusliche Quarantäne. Wie es ihnen während der Isolierung geht, können Betroffene bald digital erfassen - mit der App "Gesa" von Materna. Damit kann das Gesundheitsamt auf schwerere Krankheitsverläufe noch besser reagieren. 

Circa 7.000 Menschen haben sich seit Beginn der Coronavirus-Pandemie in Dortmund in angeordnete häusliche Quarantäne begeben. Tatsächlich bestätigte Coronavirus-Fälle waren nur etwa ein Zehntel dieser Menschen. Denn pro postiv getesteter Person gehen in Dortmund durchschnittlich zehn Personen in häusliche Quarantäne. Aufgrund der Inkubationszeit des Virus, ordnet das Gesundheitsamt die häusliche Isolierung nämlich auch für Personen an, die engen Kontakt zu Infizierten hatten.

Pandemie bringt Gesundheitsämter an ihre Grenzen
Die Gesundheitsämter sollten den Zustand der in Quarantäne befindlichen Personen regelmäßig abfragen - theoretisch. Denn vielerorts stoßen die Ämter an ihre Grenzen. Hätte das Gesundheitsamt Dortmund z.B. alle 7.000 Quarantäne-Fälle je 14 Tage lang einmal täglich angerufen, wären 84.000 Telefonate nötig gewesen. "Trotz nicht schlechter Personalausstattung, waren wir nicht in der Lage diese Zahl an Anrufen tatsächlich durchzuführen", erklärt Dr. Frank Renken, Leiter des Gesundheitsamtes Dortmund. Denn zu den Testungen und Benachrichtigungen positiv Getesteter, hatte das Gesundheitsamt - gerade als die Fallzahlen stiegen - nicht nur in Quarantäne befindliche Personen am Telefon, sondern auch viele andere Bürger*innen, die Fragen an die Fachleute hatten.

Maternas Beitrag zum Gemeinwohl
Das Dortmunder Unternehmen Materna hatte die Idee, den Kontakt zwischen Personen in Quarantäne und dem Gesundheitsamt zu vereinfachen - mittels einer App. Zwei Monate lang hat Materna, in enger Abstimmung mit dem Dortmunder Gesundheitsamt, an der Entwicklung der Anwendung gearbeitet. Das Unternehmen stellt die App der Stadt Dortmund als erste Kommune zur Verfügung. "Wir wollen in der aktuellen Situation auch hier unseren Beitrag zum Wohl der Stadt und der Gemeinschaft leisten", so Martin Wibbe, Vorstandsvorsitzender von Materna.

App geht Anfang Juni an den Start
Anfang Juni soll die fertige App namens "Gesa" (GesundheitsStatus App) an den Start gehen. "Gesa" ist für die Smartphone-Betriebssysteme Android und kurzfristig für iOS (Apple), herausgegeben durch die Universität Siegen (Kooperationspartner von Materna), verfügbar. Herunterladen kann sie theoretisch jede*r - nutzen jedoch nur, wer tatsächlich einen Quarantänebescheid erhalten hat.

Nutzung der App nur mit Quarantäneverfügung
Denn mit der Quarantäneverfügung erhalten Patient*innen vom Gesundheitsamt künftig auch eine Identifikationsnummer (ID) und gesondert eine PIN, mit der sie sich für die Nutzung der App freischalten können. "Selbstverständlich ist die Nutzung der App nicht verpflichtend. Und auch wer die App nutzt, kann sich weiterhin telefonisch beim Gesundheitsamt melden - der persönliche Kontakt ist damit nicht ausgeschlossen", erklärt Dr. Renken.

Zustand täglich erfassen
In "Gesa" erfassen Betroffene täglich ihren Gesundheitsstatus - d.h. ob und welche Symptome sie haben. Das geschieht mithilfe eines einfach auszufüllenden Fragebogens zu z.B. Körpertemperatur, Atemproblemen oder Geschmacksverlust. Darin können Nutzer*innen z.B. auch angeben, dass sie persönlich mit einem Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes sprechen möchten. Die App entlastet nicht nur massiv die Beschäftigten der Gesundheitsämter, sondern auch die Patient*innen - denn der tägliche Eintrag kann zur Wunschzeit erfolgen. Zudem zeige die App einen "Countdown" an, wie viele Tage Quarantäne noch notwendig sind - und über die, ebenfalls von Materna entwickelte, Warn-App "Nina" seien zusätlich Informationen zur Entwicklung der Corona-Lage eingebunden, erklärt Rainer Feinen, Abteilungsleiter Healthcare bei Materna.

Ampelsystem erleichtert Gesundheitsamt Priorisierung
Die Lösung besteht aus zwei Komponenten: der eigentlichen Quarantäne-App auf den Smartphones der Betroffenen und der Web-Applikation, mit der die Mitarbeitenden im Gesundheitsamt alle Quarantäne-Fälle verwalten. Die zuvor in auf Papier erfassten Fragebögen wurden zudem digitalisiert und stehen dem Amt nun elektronisch zur Verfügung. Anhand eines Ampelsystems erkennen die Mitarbeiter*innen im Gesundheitsamt, welche Fälle milde oder sogar asymptomatisch verlaufen und welche Patient*innen einen kritischereren Krankheitsverlauf haben. Bei grün geht es dem*r Patient*in gut, bei gelb hat er*sie z.B. einen Tag Fieber, bei rot schon zwei Tage Fieber - diese Person würde dann vom Gesundheitsamt kontaktiert und ggf. in ein Krankenhaus gebracht. Denn registriert das System negative Einträge, gibt es automatisch eine Warnung heraus. So können die Fälle nach Dringlichkeit behandelt werden.

Entlastung der Mitarbeitenden
Besonders praktisch ist die Nutzung der App für Patient*innen mit milden Symptomen. So einen milden Verlauf gebe es bei circa 80 Prozent der Coronavirus-Fälle, so Dr. Renken. Die Dauer der häuslichen Isolierung und damit auch die Nutzungsdauer der App kann individuell vom Gesundheitsamt angepasst werden. "Die Anwendung bedeutet ene deutliche Entlastung unserer Mitarbeitenden", so Birigit Zoerner, Leiterin des Krisenstabes und Gesundheitsdezernentin.

Schutz persönlicher Daten ist gesichert
Der Datenschutz ist bei der Nutzung der App gewährleistet: Die Übermittlung der Daten vom Smartphone in die IT-Systeme des Gesundheitsamtes erfolgt verschlüsselt und anonymisiert über die vergebene ID. Diese ID wird im Amt dann der betroffenen Person zugeordnet. Nach Ablauf der angeordneten Quarantäne, werden die erfassten Daten im Gesundheitsamt anonymisiert und nur noch für nichtpersonenbezogene Gesamtauswertungen verwendet.

Dankbar für die App ist auch Oberbürgermeister Ullrich Sierau: "Dortmund zeigt seine digitale Stärke auch in der Krise. Ich freue mich ganz besonders, dass Materna die App fürs Gemeinwohl entwickelt hat. Als Entwicklungspartner dürfen wir sie samt der zugehörigen Web-Lösung kostenfrei nutzen. Das ist eine große Freude."

Materna plant, die Anwendung an andere Kommunen zu vermarkten. Denn in anderen Städten sind die Gesundheitsämter personell schlecht aufgestellt. Durchaus denkbar wäre auch eine Nutzung für andere Infektionskrankheiten wie Tuberkulose.

Quelle: dortmund.de | nachrichten

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