6. September 2022 / Aktuelles aus der Stadt

Dunkles Bunkersystem unter der City

Stadtarchäologe sucht Zeitzeug*innen

Unter Dortmund schlummert ein einmaliges Erbe, über das weniger bekannt ist, als man annehmen könnte: Ein weitverzeigtes Bunkersystem mit düsteren Gängen zieht sich zwischen Westpark und Hauptbahnhof. Der Tiefstollen ist über 4,5 Kilometer lang.

Unbestätigten Quellen zufolge soll es sich bei dem Bunkersystem um die größte zivile Luftschutzanlage Europas handeln. "Möglichweise ist es auch das weltweit größte zivile Luftschutzstollensystem, das noch in weiten Teilen erhalten ist. Die ersten Grabungen dazu begannen in den späten 30er Jahren", erklärt der Dortmund Stadtarchäologe Ingmar Luther. Die Anlage diente dazu, den Menschen in der Innenstadt im Zweiten Weltkrieg Schutz vor Bombenangriffen zu bieten.

Luther, sein Team und das Katasteramt lassen den Tiefstollen seit 2021 vermessen. Außerdem dokumentieren sie Fundstücke. Der Originalzustand der Anlage schwindet zusehends. In den 70er und 80er Jahren wurden teils große Stollenabschnitte verfüllt, mit Beton ausgekleidet oder zugemauert - ohne dass dies dokumentiert wurde.

Auch sind immer wieder Menschen illegal in das Bunkersystem hinabgestiegen. Es wurden viele Graffitis an die Wände gesprüht, aber auch Schäden durch Vandalismus verursacht. Zwei mit Stahltüren verriegelte Einstiege an geheimen Orten gibt es derzeit noch - alle übrigen Zugänge wurden zugemauert, damit nicht noch mehr Menschen illegal hinabsteigen. Insgesamt gab es mehr als zehn Einstiege.

Anlage nicht mehr als Bunker nutzbar
Die Anlage erfährt gerade durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wieder mehr Aufmerksamkeit. Es gibt viele Fagen zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland. Fest steht: Der Dortmunder Tiefstollen kann in seinem jetzigen Zustand nicht als Bunkeranlage genutzt werden.
Trotzdem werden viele Erinnerungen an die weit verzweigte Anlage wach. Für die Denkmalbehörde sind diese, häufig traurigen oder auch schrecklichen Erinnerungen an die Zeit im Bunker wertvoll. Aber auch jene Geschichten vom kleinen Glück im Unglück sollen nicht in Vergessenheit geraten und festgehalten werden.

Erinnerungen von Zeitzeug*innen gesucht
Deshalb werden jetzt Zeitzeug*innen gesucht, die den Bunker noch aus eigenem Erleben kennen - vielleicht dort eine Zeit lang Schutz fanden oder bei Renovierungsarbeiten in den 70er-Jahren mitgewirkt haben. "Diese Zeugnisse möchten wir als Denkmalbehörde in Kooperation mit dem Stadtarchiv sammeln und auswerten. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir möglichst viele Dortmunder*innen mit dem Aufruf erreichen und davon überzeugen können, uns ihre Geschichten zu erzählen", sagt Ralf Herbrich, Leiter der Denkmalbehörde. "Oft stecken in Nebensächlichkeiten für uns ganz wertvolle neue Erkenntnisse."

Dabei sind Berichte von Schutzsuchenden während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg ebenso wichtig wie Kindheitserinnerungen aus den Nachkriegsjahren, als die Luftschutzanlage als Passage unter der Innenstadt und "Spielplatz" diente. "Vielleicht bekommen wir auf diesem Wege sogar noch unbekannte und private Fotos zusammen. Auf jeden Fall möchten wir die persönliche Geschichten festhalten und mit den 'nüchternen' Fakten des Tiefstollensystems für die Nachwelt verknüpfen", sagt Ralf Herbrich.

Quelle: Stadt Dortmund

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