15. März 2021 / Aktuelles aus der Stadt

PCB-Messungen in Körne: Stadt hebt Nicht-Verzehrempfehlung größtenteils auf

Ergebnisse aus Bodenproben: Keine bedenklichen PCB-Werte

Vergangenes Jahr ist bei Löwenzahn-Untersuchungen im Umfeld des Silikonherstellers M+S ein erhöhter PCB-Gehalt festgestellt worden. Neue Ergebnisse aus durchgeführten Untersuchungen liegen jetzt vor. An vier von fünf Messpunkten liegen die PCB-Gehalte unterhalb der Hintergrundbelastung. Nur für die Kleingartenanlage Nord-Ost wird weiterhin eine differenzierte Verzehrempfehlung ausgesprochen.

Bereits im vergangenen Jahr haben die PCB-Immissionen im Umfeld der Firma M+S Silicon an der Hannöverschen Straße die Bevölkerung nicht nur im Stadtteil Körne beschäftigt.

Die Löwenzahnuntersuchungen des Landesumweltamtes (LANUV), die wie in Dortmund auch an Standorten weiterer silikonherstellender Betriebe in NRW durchgeführt wurden, hatten Hinweise geliefert auf ein bis dahin unbekanntes Problem: Durch den Einsatz eines chlorhaltigen Zuschlagstoffs entstanden im Produktionsprozess spezielle, gesundheitsschädliche polychlorierte Biphenyle. Die staub- und gasförmigen Emissionen hatten Auswirkungen auf das unmittelbare Umfeld.

 Die Stadt Dortmund hatte daraufhin für den Anbau und Verzehr einiger Nutzpflanzen vorsorgliche Nicht-Verzehrempfehlungen ausgesprochen.  Diese Empfehlungen richteten sich an die Mitglieder*innen vier betroffener Gartenvereine (Schwarzer Kamp, Lenteninsel, Nord-Ost, Frohes Schaffen) sowie an die Nutzer*innen der privaten Hausgärten in einem definierten Bereich rund um den Unternehmensstandort an der Hannöverschen Straße. Weitere Untersuchungen wurden durchgeführt. Zum einen betraf das die Entnahme und Analyse von Bodenproben. Zum anderen sind vom LANUV Container mit Grünkohlpflanzen aufgestellt worden, um die Immissionsbelastung für Nutzpflanzen besser abschätzen zu können.

Ergebnisse aus Bodenproben: Keine bedenklichen PCB-Werte
Die Ergebnisse der im Auftrag des Umweltamtes erfolgten Bodenuntersuchungen lieferten die wichtige Erkenntnis:  In keiner der Bodenproben waren die produktionstypischen Einzelsubstanzen (PCB Nr. 47, 51 und 68) enthalten.  Auch der gesetzliche Prüfwert der Bundes-Bodenschutzverordnung für die besonders sensiblen Kinderspielflächen wurde im Hinblick auf den Gesamtgehalt der PCB in allen Proben unterschritten. Bezogen auf die untersuchte Schadstoffgruppe bestehen also keine Einschränkungen für Kinderspielaktivitäten. Diese Erkenntnisse hatte das Umweltamt bereits Anfang November 2020 veröffentlicht. Für eine abschließende Bewertung des Obst- und Gemüseanbaus in den mehr als 500 Gartenparzellen galt es, die Ergebnisse der Grünkohluntersuchungen des Landesamtes abzuwarten. Dieser Untersuchungsbericht des LANUV liegt jetzt vor.

Ergebnisse aus Grünkohlproben: Alle Ergebnisse unterhalb des Auslösewertes
In allen vier Kleingartenanlagen ist Grünkohl in Containern mit Einheitserde in der Zeit vom 4. August bis 9. November 2020 angepflanzt worden. Grünkohl ist aufgrund der krausen und damit sehr großen Oberfläche gut geeignet, partikelgebundene Luftschadstoffe an der Blattoberfläche anzulagern. Über kleinste Blattspalten können auch gasförmige PCB aufgenommen werden. Aus diesem Grund bietet sich diese Kohlart als Indikatorpflanze an, um repräsentativ für Blattgemüse die Bewertung einer Schadstoffimmission vornehmen zu können. Nach dem Ernten sind die Grünkohlproben gebrauchsfertig aufbereitet und anschließend auf die Gesamt-PCB-Gehalte sowie Dioxine und Furane (PCDD/F) analysiert worden. Das LANUV stellt im Ergebnis fest, dass in allen untersuchten Proben die Gehalte an Dioxinen und Furanen unterhalb der landesweiten Hintergrundbelastung ("Orientierungswert für den maximalen Hintergrundgehalt" – kurz OmH) sowie deutlich unterhalb des sogenannten "EU-Auslösewertes" liegen. An vier von fünf Messpunkten liegen die "PCB-gesamt"-Gehalte ebenfalls unterhalb der Hintergrundbelastung (OmH).

Leicht erhöhte Werte in Kleingartenanlage Nord-Ost
Leicht erhöht zeigen sich allerdings die produktionstypischen PCB Nr. 47, Nr. 51 und Nr. 68 in den Grünkohlproben an den beiden nordöstlich gelegenen (Hauptwindrichtung) Messpunkten. Die beiden Messstellen liegen beide in der Kleingartenanlage Nord-Ost. Zwar war eine deutlich abnehmende Tendenz der absoluten PCB-Gehalte gegenüber den Konzentrationen der Löwenzahnproben vom März 2020 festzustellen, Restanteile an Silikon-PCB wurden dennoch nachgewiesen. Die Werte der im November geernteten Gemüseproben spiegeln die Bemühungen des Unternehmens wider, den PCB-verursachenden Zuschlagsstoff sukzessive zu ersetzen. Allerdings wurde an der nordöstlichsten Messstelle ein geringfügig erhöhter Anteil an sogenannten Indikator- und dl-PCB analysiert. Dies könnte ein Hinweis sein auf eine mögliche zusätzliche PCB-Quelle, nach der jetzt gesucht wird.

Angepasste Empfehlungen: Differenzierte Verzehrempfehlung für Kleingartenanlage Nord-Ost
Für den Verzehr von Blattgemüse und die gesundheitliche Bewertung der ermittelten "PCB-gesamt"-Gehalte zieht das LANUV folgendes Fazit: Bei täglichem Verzehr könnte nach jetzigem Kenntnisstand eine gesundheitliche Beeinträchtigung bei Verzehr von Grünkohl aus den Nutzgärten der Anlage Nord-Ost nicht ausgeschlossen werden. In Bezug auf den Nutzpflanzenanbau und -verzehr ergeben sich daher folgende angepasste Empfehlungen:

  • Die bisher ausgesprochene vorsorgliche Nicht-Verzehrempfehlung kann für die Kleingartenanlagen Zur Lenteninsel, Schwarzer Kamp und Frohes Schaffen aufgehoben werden. Gleiches gilt auch für die privaten Nutzgärten im ursprünglichen Geltungsbereich der Vorsorgeempfehlung.
  • Für die Kleingartenanlage Nord-Ost wird eine differenzierte Verzehrempfehlung ausgesprochen. Dort angebautes Blattgemüse sollte auf Anraten des LANUV nicht häufiger als einmal pro Woche in einer Portionsgröße von 250 g verzehrt werden.

Die Notwendigkeit für eine differenzierte Verzehrempfehlung für Blattgemüse aus der Anlage Nord-Ost besteht nicht mehr, sobald die Silikonproduktion der Firma M+S Silicon – wie angekündigt – komplett auf einen sogenannten chlorfreien Vernetzer umgestellt ist. Aktuell stellt das Unternehmen bereits 96,2 Prozent seiner Produkte chlorfrei und damit PCB-frei her. Die langwierigen Zulassungs- und Zertifizierungsverfahren für die noch fehlenden Silikonprodukte laufen noch.

Weitere Messungen
Gleichzeitig muss der Ursache für den leicht erhöhten Eintrag von Indikator- und dl-PCB nachgegangen werden. Hierzu haben das LANUV und das städtische Umweltamt bereits weitere Messungen des Staubniederschlages und der Luft veranlasst. Im Auftrag der Stadt sind seit Januar vier Messstellen zur Erfassung der Staubdeposition in Betrieb. Dies mit dem Ziel den positiven rückläufigen Trend der Gehalte an Silikon-PCB zu dokumentieren. Gleichzeitig können die Staubuntersuchungen ebenso wie die Luftmessungen des Landesamtes die Suche nach der Ursache für die lokal geringfügig erhöhten Indikator-PCB unterstützen. Darüber hinaus hat das Landesamt angekündigt, auch im Herbst 2021 erneut eine Grünkohlmessstelle in der Anlage Nord-Ost vorzusehen.
Quelle: dortmund.de | nachrichten

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