Es ist grau und es nieselt, als sich mehrere Mannschaftswagen der Polizei in einem Wohnviertel von Güstrow südlich von Rostock verteilen. Beamte steigen aus, klopfen an Türen und schauen in Hinterhöfe. Der von dort stammende achtjährige Fabian wird seit Freitag vermisst. «Sie haben ihn nicht zufällig gesehen?», fragt ein Polizist eine ältere Passantin mit Regenschirm. Sie verneint. Das Hoffen und Bangen geht in Mecklenburg-Vorpommern weiter. Am Sonntag sind mehr als 100 Polizeikräfte sowie gut zwei Dutzend Hundeführer mit zwölf Spürhunden im Einsatz. Bei der Suche nach dem Jungen prüft die Polizei auch Videoaufnahmen aus Bussen sowie aus dem Natur- und Umweltpark. Noch sind die Hintergründe für das Verschwinden völlig unklar. «Es gibt keine Hinweise auf eine Straftat», sagt eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Der Junge hat nach Polizeiangaben am Freitag das Haus seiner Mutter mit Erlaubnis verlassen, kehrte am Abend aber nicht zur vereinbarten Zeit zurück. Zunächst habe die Mutter selbst versucht, ihn ausfindig zu machen und ihn gegen 20.30 Uhr schließlich als vermisst gemeldet. «Er ist uns bis jetzt nicht als Dauerausreißer bekannt», sagt die Polizeisprecherin. Der Junge lebt bei seiner Mutter in einem Mehrfamilienhaus in Güstrow, der Vater wohnt nahe Zehna. Es wurde vermutet, dass der Junge am Freitag dorthin fahren wollte. Wo er sich nun aufhält: völlig unklar. «Wir konzentrieren uns heute auf den Bereich Güstrow», sagt die Polizeisprecherin. Die Stadt liegt etwa 40 Kilometer südlich von Rostock im Zentrum Mecklenburg-Vorpommerns. Die 30.000 Einwohner große Stadt ist die Kreisstadt des Landkreises Rostock und unter anderem für das Renaissanceschloss und als Wirkungsort des Künstlers Ernst Barlach bekannt. Nadine Hoschatt geht mit ihrem Freund und ihrem kleinen Sohn im Kinderwagen die Straße entlang, in der die Polizisten mit Fotos von Fabian und seinen auffälligen blauen und weißen Schuhen nach Hinweisen suchen. «Das Mama-Herz blutet», sagt sie. Sie wohne nicht weit entfernt und habe einen zehnjährigen Sohn. «Da macht man sich schon Gedanken.» Wenige Meter entfernt klebt am Fahrplan einer Bushaltestelle ein Suchbild mit einem Foto des Jungen. Es stammt aber nicht von der Polizei - ebenso wie die weiteren Plakate an Bäumen und Stromkästen in der Innenstadt. Die Sprecherin sagt, es seien auch schon private Suchtrupps unterwegs gewesen. Bei allem Verständnis sollten solche Aktionen besser unterbleiben, weil zum Beispiel Spuren für Hunde zunichtegemacht werden könnten. Die Polizei appelliert an die Öffentlichkeit, im Zweifel lieber einmal zu viel bei der Polizei mit Hinweisen anzurufen und hat zudem ein Hinweistelefon eingerichtet. Sie veröffentlicht auch ein Foto der Schuhe des Jungen. Die Hoffnung: Hinweise, die zu dem Jungen führen. Bei der Suche nach Fabian gehen die Blicke immer wieder gen Himmel und zum Thermometer: Rund um Güstrow hat es in der vergangenen Nacht nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes Tiefstwerte von 12 Grad gegeben. Am Sonntag ist es dort bewölkt bei Höchstwerten von 16 Grad. Die Meteorologen gehen davon aus, dass die Temperatur in der kommenden Nacht bis auf sieben Grad sinken wird. Allein deshalb drängt die Zeit bei der Suche. Bereits am Samstag war die Polizei mit einem Großaufgebot von mehr als 100 Kräften in der Nähe von Groß Breesen südlich von Güstrow unterwegs - dort hatte ein Fährtenspürhund eine mögliche Spur aufgenommen. Nach Einbruch der Dunkelheit wurde der Einsatz zunächst abgebrochen. Zwei Fährtenspürhunde verfolgten die Spur des Jungen bis zum Omnibusbahnhof in Güstrow. «Da hat sich die Spur verloren», sagte die Sprecherin. An einer Bushaltestelle in der Nähe von Zehna habe der Hund wieder angesetzt. Das Tier habe dort eine kleine Fährte gefunden, die sich in dem nahegelegenen Wald erst einmal verloren habe. Spuren könnten aber auch schon etwas älter sein, sagt die Polizeisprecherin. «Wir drehen jeden Stein um.» Unter anderem sollen leerstehende Häuser in Güstrow und auch ein See mit vier sogenannten Mantrailer-Hunden abgesucht sind, die darauf trainiert sind, den Geruch einer Person etwa über ein Kleidungsstück aufzunehmen und der Duftspur zu folgen. Auch ein Hubschrauber ist in der Luft, um weniger bewohnte Bereiche Güstrows abzusuchen. Am Samstag suchten Einsatzkräfte auch die Schule des Jungen ab - ohne Erfolg. Ab Montag stehen dort nach Angaben des Bildungsministeriums Schulpsychologen bereit. Der Fall des Jungen bewegt. «Das find' ich schon traurig», sagt Bärbel Smrsch in der weitgehend menschenleeren Fußgängerzone, wo sie gerade vor ihrem Haus fegt. Fabians Eltern täten ihr unheimlich leid. «Auf jeden Fall hat mein Enkelkind mich schon angerufen und hat gesagt: "Oma hast du gehört, wie traurig das ist. Ich kenn' den vom Sehen vom Schulhof."»Suche in der Stadt
Hinweise erwünscht
Sucheinsatz mit Hunden
Hilfe von Psychologen
Bildnachweis: © Stefan Sauer/dpa
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Wo ist Fabian? Angestrengte Suche nach Achtjährigem
Die Suche nach dem achtjährigen Fabian aus Güstrow geht weiter. Einsatzkräfte befragen Anwohner, werten Videomaterial aus und hoffen auf weitere Hinweise. Wie läuft die Suche?
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