Sportunterricht braucht neue Perspektiven
Seit dem 15. März 2025 ist Prof. Dr. Benjamin Zander Inhaber der Professur „Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt Sport und Gesellschaft“ an der Universität Osnabrück. Im Interview spricht er über den Wandel des Sportunterrichts, den Umgang mit Schamgefühlen in der Umkleide und seine Vorstellung einer modernen Bewegungsbildung.
Individuelle Förderung statt Einheitsprogramm
- Der Sportunterricht solle laut Prof. Zander individuell gestaltbar sein und mehr als nur Leistung abfragen
- Schülerinnen und Schüler könnten durch die Uniformität des Angebots unter Druck geraten und Vermeidungsstrategien entwickeln
- „Sportunterricht muss mehr sein als ‚Höher, schneller, weiter‘“, sagte Prof. Zander
Körperlichkeit und Scham im Fokus
Zander betont die Bedeutung von Empathie im Umgang mit Jugendlichen, insbesondere im Schwimmunterricht. Er empfiehlt unter anderem kleinere Umkleidegruppen, längere Wasserzeiten und Toleranz für geschlechtliche Vielfalt. „Das ist ein sehr intimes Miteinander“, so Zander. Lehrerinnen und Lehrer müssten sich in die Lebenswelt der Kinder hineinversetzen können.
Noten, Motivation und Zukunftsperspektiven
Sportnoten seien nicht grundsätzlich problematisch, aber es komme auf den pädagogischen Rahmen an. Zander: „Ohne Noten hätte ich die Sorge, dass das Fach entwertet wird.“ Ziel müsse sein, Sport als Ressource für Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung zu vermitteln. Für die Zukunft wünscht sich Zander mehr Raum für freie Bewegung, Kreativität und eine stärkere pädagogische Zielsetzung, auch außerhalb normierter Sportarten.

