12. Februar 2024 / Aktuelles aus Deutschland und der Welt

UN-Bericht sieht starke Bedrohung wandernder Tierarten

Viele Menschen sind fasziniert von den weiten Wanderungen mancher Tiere. Doch zahlreiche solcher Spezies sind in Gefahr. Besonders brisant ist die Lage im Meer, etwa bei wandernden Haien und Rochen.

Eine Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas) schwimmt im Roten Meer. Meeresschildkröten gehören zu den wandernden Tierarten.

Vielen sogenannten wandernden Tierarten geht es schlecht. So nimmt der Bestand von 44 Prozent dieser Spezies ab, 22 Prozent sind vom Aussterben bedroht, wie aus einem UN-Bericht hervorgeht. Unter wandernden Arten versteht man Tiere, die regelmäßig große Strecken zurücklegen und dabei zum Teil auch Ländergrenzen überqueren, also beispielsweise Zugvögel, bestimmte Fische und Steppentiere.

Nur bei 14 solcher wandernder Arten hat sich demnach der Erhaltungsstatus verbessert, darunter bei Blau- und Buckelwalen und beim Seeadler. Der erste Bericht zum Zustand wandernder Arten wurde vom Sekretariat des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten (CMS) in Bonn veröffentlicht und auf einer UN-Tagung in Samarkand in Usbekistan vorgestellt.

Ernsthafte Bedrohungen

Unter dem Motto «Natur kennt keine Grenzen» hat dort am Montag die 14. CMS-Konferenz begonnen. Regierungsvertreter, Wissenschaftler und Naturschützer beraten bis zum 17. Februar über die Herausforderungen für den Naturschutz mit Blick auf Zugvögel sowie auf wandernde Land- und Meerestiere. Es geht auch um deren Bedrohungen durch Fischfang, Lebensraumverlust und Klimawandel.

Milliarden von Tieren unternehmen jedes Jahr Wanderungen zu Land, zu Wasser und in der Luft, überqueren nationale Grenzen und Kontinente, wobei einige auf der Suche nach Nahrung und Paarungspartnern Tausende von Meilen über den Globus reisen. Dazu gehören Lachse und Meeresschildkröten, Störche und Seeschwalben, Gnus und Elefanten.

Fischpopulationen in Not

Besonders schlecht ist es um die Fischpopulationen bestellt: Fast alle - 97 Prozent - der unter der CMS aufgeführten Fischarten sind demnach vom Aussterben bedroht. Dazu gehörten wandernde Haie, Rochen und Störe, deren Bestände seit den 1970er Jahren um 90 Prozent zurückgegangen seien. Die beiden größten Bedrohungen für wandernde Arten sind demnach übermäßige Nutzung etwa durch Fischfang sowie Lebensraumverlust durch menschliche Aktivität. Klimawandel, Verschmutzung und invasive Arten hätten ebenfalls stark negative Auswirkungen.

«Wenn sie verschwunden sind, werden sie nicht zurückkehren»

Die Weltgemeinschaft müsse jetzt handeln, forderte Inger Andersen, Exekutivdirektorin des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep). «Angesichts der prekären Situation vieler dieser Tiere können wir es uns nicht leisten zu zögern und müssen gemeinsam daran arbeiten, die Empfehlungen in die Realität umzusetzen.» Wandernde Arten spielten eine wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung der Ökosysteme der Welt, indem sie Pflanzen bestäubten, wichtige Nährstoffe transportierten, Schädlinge bekämpften und zur Speicherung von Kohlenstoff beitrügen.

Am ersten Tag der Konferenz in Samarkand forderte Andersen einen multilateralen Ansatz, um den Erhalt wandernder Tierarten zu sichern. «Wenn sie verschwunden sind, werden sie nicht zurückkehren», warnte sie und fügte hinzu: «Wenn sie überleben, werden auch wir - die Menschheit - überleben und gedeihen.»

Einige Ergebnisse des Berichts seien alarmierend, sagte CMS-Exekutivsekretärin Amy Fraenkel. «Die gute Nachricht ist, dass wir wissen, was getan werden muss, um diese Situation umzukehren.» Sie wies darauf hin, dass unter den wandernden Tierarten einige der ikonischsten und intelligentesten Spezies seien, mit komplexen sozialen Strukturen. Dazu gehörten Elefanten und Menschenaffen ebenso wie Delfine und mehrere Walarten.

Der Bericht konzentriert sich auf 1189 Tierarten, die von den CMS-Vertragsparteien als international schutzwürdig anerkannt wurden. Er enthält aber auch Informationen zu über 3000 weiteren wandernden Arten.


Bildnachweis: © Andrey Nekrasov/Zuma Press/dpa
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