17. Oktober 2019 / Polizeimeldung

"Respekt?! Ja Bitte" - Videokampagne startet mit hoher Reichweite

Videokampagne für mehr Respekt gegenüber Einsatzkräften

Eine Videokampagne für mehr Respekt gegenüber Einsatzkräften von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei erlebte am Mittwoch (16.10.) im Medienzentrum von Borussia Dortmund eine emotionale Premiere. Dabei ging es nicht um hollywoodreife Blaulicht-Szenen, sondern um die harte Realität im Alltag:

Dann, wenn Retter nach einem Verkehrsunfall verletzte Personen aus einem Wrack befreien, und zeitgleich Gaffer im Vorbeifahren die Kamera draufhalten. Dann, wenn Polizisten im Einsatz derartig massive Gewalt erfahren und dabei befürchten, ihre Familie nicht mehr wiederzusehen. Dann, wenn Opfer von Verkehrsunfällen oder Gewalttaten wehrlos am Boden liegen, gefilmt oder fotografiert und ihrer Würde beraubt werden, wenn die Daten ungefragt im Internet erscheinen.

Auch zahlreiche Einsatzkräfte der Polizei in Dortmund und Lünen unterstützen die "Respekt?! Ja Bitte"-Kampagne der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG) und der Gewerkschaft der Polizei (GdP, Kreisgruppe Dortmund). Hauptbrandmeister Andreas Jedamzik von der Dortmunder Feuerwehr sowie die Polizeibeamten Frank Schniedermeier, Maik Müller und Alexander Koch hatten 2018 die Idee, dem Thema Respekt mit kurzen Videobotschaften zu mehr Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit zu verhelfen.

Entstanden sind innerhalb eines Jahres mehr als 50 Clips, deren Hauptdarsteller aus dem Einsatzalltag berichten. Auch Familienangehörige kommen zu Wort. Mit Videostatements unterstützen auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet und Innenminister Herbert Reul die Kampagne. Die Videos der Kampagne sind kurz nach dem Start schon über 550.000 mal aufgerufen worden. Die Macher waren überwältigt von der Resonanz nicht nur bei den Zahlen. "Auch die Unterstützung des Innenministeriums ist eine große Anerkennung für uns", sagte Polizeioberkommissar Alexander Koch vor 175 Gästen im Medienzentrum des Signal Iduna Parks. Maik Müller, Polizeioberkommissar, Kameramann und Cutter in Personalunion: "Mit 13.000 Abonnenten bei Facebook und so vielen Aufrufen in so kurzer Zeit haben wir nicht gerechnet. Da ist man dann stolz, Mitglied der Blaulicht-Familien zu sein."

Kaum waren die Videoclips auf der Facebookseite der Kampagne online, erhielt die Respekt-Redaktion zahlreiche Reaktionen, darunter das handschriftlich eingereichte Gedicht einer 73-jährigen Seniorin und Fotos von Feuerwachen und Polizeidienststellen, die die Initiative unterstützen wollten. Auch wegen der großen Resonanz bundesweit soll die Initiative mit der Veröffentlichung der Videos im Internet nicht enden. Sie markiert erst den Anfang einer überfälligen Diskussion:

"Uns ist klar, dass man verloren gegangenen Respekt nicht allein mit ein paar Videos zurückholen kann", sagte Andreas Jedamzik von der Dortmunder Feuerwehr. Die Kampagne will deshalb eine öffentliche Debatte anstoßen, die nicht allein über Respektlosigkeit gegenüber Polizei und Feuerwehr zu führen sei. "Respekt?! Ja bitte!" fordert zu öffentlichem Widerspruch auf, wenn Retter bedrängt oder bedroht werden. So formulierte es auch NRW-Innenminister Herbert Reul in seiner Videobotschaft.

Die Zahl der Widerstände und Angriffe auf Einsatzkräfte haben in den vergangenen Jahren einen so hohen Stand erreicht, dass die Dortmunder Polizei diese Fälle strategisch bearbeitet. Ein Polizeibeamter befasst sich ausschließlich mit diesem Thema. Erkenntnisse aus Einsätzen fließen in Aus- und Fortbildung ein. Ein wichtiges Ziel ist dabei die Deeskalation durch Worte. "Das Thema bewegt uns", sagte Polizeipräsident Gregor Lange, der die Kampagne von der ersten Minute an unterstützt, in seiner Rede.

"Unser Rechtsstaat und die Demokratie funktionieren nicht einfach so", erklärte er zum offiziellen Start der Kampagne, "wir müssen uns täglich darum bemühen." Begriffe wie Respekt und Anstand seien die richtigen Worte für den Einstieg in die Debatte. Eine Debatte, die auch die Menschenwürde betreffen, wie der Chef der Dortmunder Feuerwehr, Dirk Aschenbrenner, betonte. Sich für die Menschenwürde einzusetzen sei nicht allein Aufgabe staatlicher Institutionen, sondern die Aufgabe aller Bürgerinnen und Bürger.

Welche Folgen die in einem Einsatz erfahrene Gewalt auch langfristig haben kann, schilderte der Polizeipräsident am Beispiel eines Polizeioberkommissars, der noch zehn Jahre nach einem hinterhältigen Angriff körperlich an den Folgen der Tat leidet. Die erlittenen Schäden beeinträchtigen das Familienleben auch heute noch.

Im Vergleich der Jahre 2017 und 2018 sind die Fallzahlen beim "Widerstand gegen und tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen" (§§ 113-115 Strafgesetzbuch) in Dortmund und Lünen um mehr als 30 Prozent angestiegen. Weitere Zahlen aus beiden Städten für 2018 und 2019:

Januar bis Dezember 2018 Dortmund: 727 Lünen: 66

Januar bis September 2018 Dortmund: 550 Lünen: 66

Januar bis September 2019: Dortmund: 563 Lünen: 46

Hier geht es zur Facebookseite der Respekt-Initiative: https://www.facebook.com/Respektjabitte/

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