16. Juli 2021 / Aktuelles aus der Stadt

Tief "Bernd" brachte Starkregen wie in 100 Jahren nicht – eine vorläufige Bilanz für Dortmund

Keine Verletzten - aber Sachschaden

Das Tiefdruckgebiet "Bernd" hat am Mittwoch, 14. Juli, bis in den Abend eine beträchtliche Regenmenge über Dortmund fallen gelassen. Die Stadtentwässerung ordnet das Ereignis als definitiv größer ein als ein 100-jähriges Niederschlagsereignis.

"Eine ähnliche Situation in Dortmund gab es lediglich bei dem Jahrtausendereignis im Jahre 2008. Im Unterschied zu damals waren diesmal nicht nur wenige Stadtteile, sondern das gesamte Stadtgebiet betroffen", sagt Dr. Christian Falk, der technische Betriebsleiter der Stadtentwässerung. Mit Blick auf die Ereignisse am Mittwoch, 14. Juli, lautet die Bilanz vorerst: Es gab ausgewiesen kritische Hochwassersituationen sowohl an den Gewässern der Wasserwirtschaftsverbände, als auch an den 300 km Gewässern in städtischer Verantwortung.

Besonders betroffen waren etwa der Grotenbach, Rüpingsbach, Lohbach, Hörder Bach und der Oberlauf der Emscher – zum Teil in einer Größenordnung, wie sie bis jetzt noch nie aufgetreten sind.

Überflutungen insbesondere im Osten der Stadt
Viele private Grundstücke, Erdgeschosse, Keller und städtische Infrastrukturen auch fernab von Gewässern waren in erheblichen Maße durch Überflutung betroffen. Insbesondere den Osten Dortmunds fluteten die Regenmengen, aber auch in Schönau, Persebeck oder Lütgendortmund gab es Noteinsätze.

Die Feuerwehr, unterstützt durch die Freiwillige Feuerwehr und das Technische Hilfswerk sowie der Abwasserbetrieb der Stadt waren bis in die Morgenstunden vom 15. Juli im Dauereinsatz. Gegen 3:00 Uhr waren dann laut Feuerwehr 470 Einsätze durch 360 Einsatzkräfte abgearbeitet.

Oberbürgermeister bedankt sich bei Einsatzkräften
"Der enorm starke Regen gestern war für die Dortmunderinnen und Dortmunder in vielen Stadtteilen eine große Herausforderung, für manche sogar zum zweiten Mal kurz hintereinander. Einen großen Dank an die vielen Einsatzkräfte, die unermüdlich im Stadtgebiet unterwegs waren", sagt Oberbürgermeister Thomas Westphal.

"Ein ebenso großes Dankeschön aber auch an die vielen Menschen in der Stadt, die anderen einfach so – wie selbstverständlich – geholfen und sie unterstützt haben. Dieser Zusammenhalt zeigt wieder, dass Dortmund die Großstadt der Nachbarn ist." Die Stadt Dortmund fühlt auch mit den betroffenen Menschen in anderen Städten und Gemeinden mit, die das Unwetter noch schwerer getroffen hat.

An der Uferstraße im Dortmunder Ortsteil Schönau mussten vorsorglich zwei Mehrfamilienhäuser mit zehn Anwohnern evakuiert werden. In Persebeck mussten Mitglieder des dortigen Löschzuges der Freiwilligen Feuerwehr ihr eigenes Gerätehaus vor den Fluten schützen. In der Nordstadt wurde vorsorglich ein Heim für beatmete Patienten*innen evakuiert. Zehn Personen wurden auf andere Einrichtungen verteilt, da die Wassermassen ebenfalls in das Heim zu laufen drohten.

Keine Verletzten - aber Sachschaden
"Die Ausmaße des Unwetters waren in großen Teilen des Regierungsbezirks noch extremer, so dass die Dortmunder Feuerwehr keine Hilfe aus den Nachbarstädten erhalten konnte. Unser aller Dank gilt den vielen Hundert Feuerwehrleuten der Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehr sowie den Dortmunder Hilfsorganisationen. Gut dass niemand schwer verletzt wurde, die Sachschäden werden aber insgesamt wohl eine hohe Summe erreichen", sagt Ordnungsdezernent Norbert Dahmen.

"Besonders tragisch ist, dass viele Menschen innerhalb von 14 Tagen ein zweites Mal von einem Unwetter betroffen waren. In einigen Häusern waren gerade die Kellerräume von der Feuchtigkeit des letzten Starkregens getrocknet und jetzt sind wieder neue Wassermassen in diese Räume geflossen."

Kanalisation und Rückhaltebecken unter Volllast
In Dortmund liefen sämtliche Anlagen der Stadtentwässerung unter Volllast. Das 2.000 km lange städtische Kanalnetz sowie die 400 Sonderbauwerke (Pumpwerke und Rückhaltebecken) waren ausgelastet, vielerorts überlastet. Dies ist bei solchen Ereignissen nahezu unvermeidlich. Dennoch trugen sie erheblich zur Stabilisierung bei. 97 automatisierte Störungsmeldungen konnten geprüft und abgearbeitet werden – in lediglich zwei Fällen mussten unmittelbare Reparaturen durchgeführt werden.

Emscher lief in den Phoenix See über
Im Emscheroberlauf gab es nach Auskunft der Stadtentwässerung eine Hochwassersituation, wie sie seit Umgestaltung und Renaturierung der Emscher noch nie zu verzeichnen war. Die Hochwasserrückhaltebecken und Sperranlagen waren jedoch voll in Funktion. Das Hochwasserrückhaltebecken Nagelpötchen in Schüren war vollständig eingestaut.

Im weiteren Verlauf der Emscher erfolgte auch ein Überlauf der Emscher in den Phoenix See. Genau für eine solche Situation ist der See mit einem planmäßigen Einstauvolumen von 260.000 qm ausgelegt. Durch die enorme Flutwelle in der Emscher erfolgte der Einstau des Phoenix See äußerst rasch innerhalb von etwa zwei Stunden.

Stadtbahn U41 war in Gefahr
Trotz der Aktivierung der Rückhaltung des Hochwassers durch die Stauanlagen der Emschergenossenschaft und vor allem des Phoenix Sees trat eine kritische Gefahrenlage auf: Die Querung der Emscher mit der Stadtbahnlinie U 41 war vollständig ausgelastet. Dort konnte eine Überlastungssituation verhindert werden. Dem äußerst präzisen und engagierten Einsatz der Mannschaft der Emschergenossenschaft, die über Stunden die vorhandenen "Regelorgane" am Bauwerk Bellevue und am Hochwasserrückhaltebecken Nagelpötchen steuerten und der Wirkung der "Stauanlage Phoenix See" ist es zu verdanken, dass das Emscherwasser nicht in die Stadtbahn eindringen konnte.

Die Situation entspannte sich gegen Mitternacht, die Spitze der Hochwasserwelle war vorüber. 

Weitere getroffene Vorkehrungen wurden nicht mehr gebraucht. Insgesamt haben sich die Investitionen in das Kanalnetz und in den Hochwasserschutz bezahlt gemacht. Die Auswirkungen wären ohne sie deutlich stärker ausgefallen. Dr. Christian Falk, technischer Betriebsleiter der Stadtentwässerung sagt: "Wir haben unsere Aktivitäten zur Starkregenvorsorge zuletzt noch deutlich verstärkt und werden auch in Zukunft alles daran setzen, gemeinsam mit den Dortmunder Bürger*innen die Vorsorge vor Starkregenereignissen weiter auszubauen."

Schulen und Kitas ebenfalls betroffen
Der Starkregen hat seine Spuren auch an vielen städtischen Gebäuden hinterlassen u.a. an Schulen und Tageseinrichtungen für Kinder. Einige Beispiele: Die Gesamtschule Scharnhorst ist aktuell durch einen Wassereintritt in die 10 KV Station von der Stromversorgung getrennt. Dies wirkt sich auch auf die TEK Buschei 34 und das Hallenbad Scharnhorst aus, die über die Station mitversorgt werden.

Die Reparatur kann 3 bis 4 Tage dauern. In beiden Sporthallen am Schulzentrum Kirchlinde gab es massive Wassereintritte mit Schlamm. Beide Hallen müssen bis auf weiteres gesperrt bleiben. Die städtische Immobilienwirtschaft bemüht sich darum, die Hallen schnellstmöglich wieder nutzbar zu machen. Derzeit erfolgt noch die Aufstellung der Einzelschäden. Der erste Überblick zeigt, dass die Schäden weniger stark sind als befürchtet.

Noch nicht alle Anlagen geprüft
Auch einige städtische Außensportanlagen sind betroffen. Die Wassermengen haben sich in kleine Seen verwandelt. Hier gibt es noch kein vollständiges Bild. Am Sportplatz Evastraße in Lütgendortmund soll der Regen die Kunstrasendecke angehoben haben, dies sollte noch überprüft werden.

Die Kulturbetriebe melden, dass die Stadtteilbibliothek Scharnhorst zunächst geschlossen bleiben muss. Ein größerer Wassereinbruch hat dort zu einem Stromausfall geführt.

Viele Schäden im Osten der Stadt
Das Tiefbauamt meldet aus dem Osten der Stadt viele Schäden, für einen bilanzierenden Überblick ist es jedoch zu früh. Auch hier zwei Beispiele: Auf dem Talweg in Brackel löst sich auf etwa 2.000 Quadratmetern die Fahrbahn vom Untergrund. Die Straße ist derzeit vollgesperrt. Fünf Kolonnen des Tiefbauamtes arbeiten bereits daran, dass dort die Verkehrssicherheit wieder hergestellt wird. Mehrere punktuelle Schäden gibt es auch im Briefweg und in der Donnerstraße in Asseln. Dort sind 3 Kolonnen des Tiefbauamtes im Einsatz zusammen mit der Stadtentwässerung und der EDG.
Quelle: dortmund.de | nachrichten

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